Logistik in der Möbelbranche – Radikale Konkurrenz

Der Möbelhandel steht in logistischer Hinsicht vor so mancher Herausforderung. Möglichst effizient müssen Kunden schnell beliefert werden, welche meist verstreut in einem großen Liefergebiet wohnen. Lange Wartezeiten trüben die Attraktivität des Unternehmens und sollten um jeden Preis vermieden werden. Doch worauf kommt es bei der effizienten Tourenplanung an?

Ein schwieriges Unterfangen

Besonders große Möbel-Discounter setzen die klassischen Hersteller schon seit Jahrzehnten unter Druck. Nur ein besonders günstiger und schneller Lieferdienst ist dazu in der Lage, die eigenen Marktanteile zu halten und dabei im gewinnbringenden Bereich zu bleiben. Eine passende Auslastung der LKWs ist deshalb unerlässlich, um die Lieferungen überhaupt im wirtschaftlichen Bereich zu halten. Jeder große Hersteller setzt aus diesem Grund auf eine moderne Planungssoftware für die Logistik. Innerhalb kurzer Zeit berechnet das Programm die günstigsten Verkehrswege für die einzelnen Fahrten, was in der Praxis absolut unerlässlich scheint. Nicht zuletzt sind es die vielen individuell zu berücksichtigenden Faktoren, welche die digitale Unterstützung unbedingt erforderlich machen.

Perfekte Abstimmung im Liefergebiet

Bei der modernen Tourenplanung übernimmt der Computer zum Beispiel das Zusammenlegen verschiedener Bestellungen, die sich effizient in einer Lieferung vereinen lassen. Dafür wird das Liefergebiet noch einmal in kleinere Parzellen zerlegt. Diese Gebiete sind meist nur so groß, dass ein LKW innerhalb von weniger als einer Stunde von Kunde zu Kunde fahren kann. Aufgrund der hohen Kosten, die der dominierende LKW-Verkehr mit sich bringt, wäre es nicht möglich, Kunden einzeln zu beliefern und mit einer Auslastung von weniger als 50 Prozent zu fahren. Dennoch kann es trotz der besten Planungssoftware zu solchen Zusammenstößen kommen, die unter Umständen ein Verlustgeschäft für das Möbelhaus nach sich ziehen. Folgt aus einem bestimmten Gebiet über mehrere Tage nur eine einzige Bestellung, so muss ein Umweg eingelegt werden, um die versprochenen Fristen noch einhalten zu können.

Ein möglichst kleiner Fuhrpark

Besonders die eingesetzten LKWs sind ein entscheidender Kostenpunkt, den ein lieferndes Möbelhaus zu stemmen hat. Die heute verfügbare Software gilt deshalb auch als ein Mittel, um die Touren mit einer geringeren Zahl an LKWs absolvieren zu können. Dafür wird häufig angenommen, dass ein doppelt besetzter LKW pro Tag eine Strecke von 400 Kilometern bewältigen kann, um die Kunden zu beliefern. Je kleiner der Fuhrpark durch eine solche Auslastung gehalten werden kann, desto günstiger können die Lieferungen am Ende angeboten werden. Dabei handelt es sich jedoch nur um eine von vielen Stellschrauben, die zur Verfügung stehen, um die Wirtschaftlichkeit des Unterfangens stets im Vordergrund zu halten.

Flexibilität und Kontrolle

Um so flexibel auf die verschiedenen Bestellungen reagieren zu können, ist eine entsprechende Personalstruktur durch nichts zu ersetzen. Gerne greifen Unternehmen aus diesem Grund auf Leiharbeiter zurück, um die Auftragsspitzen innerhalb der versprochenen Zeit bewältigen zu können. Ansonsten wären ernstliche Verzögerungen die Folge, welche den täglichen Betrieb in entscheidendem Maß beeinträchtigen könnten. Zu einem Grundstock an fest angestellten Mitarbeitern, für die stetig Aufträge zur Verfügung stehen, bleibt deshalb die Notwendigkeit, die personellen Verhältnisse im Takt der Bestellungen zu regulieren. Hinzu kommt bei manchen Ketten das Angebot, die Montage der Möbelstücke vor Ort zu übernehmen. Da hier bestimmte Teile vor dem Transport bereits montiert werden, um die verbrachte Zeit beim Kunden zu reduzieren, steigen die Anforderungen an eine effiziente Logistik noch weiter an.

Der Druck der Konkurrenz

Hinzu kommen besonders offensive Versprechen der Möbelhaus-Kette Ikea, welche kleinere Anbieter gehörig unter Druck setzen. Mit günstigen Lieferungen und einer teils kostenlosen Montage versuchen sich einige Anbieter dem Riesen entgegenzustemmen und die Kunden von den persönlichen Vorzügen zu überzeugen. Ohne den entsprechenden Komfort bei Lieferung und Montage, wo der schwedische Hersteller bis heute das Nachsehen hat, wäre es nicht möglich, die Möbel der höheren Preisklasse noch so offensiv zu bewerben und damit Kunden zu locken. Um diese Zusagen profitabel halten zu können, müssen alle vorgestellten Maßnahmen effizient umgesetzt werden. Die Kunden wiederum, welche sehnsüchtig auf ihre neuen Möbel warten, bekommen in der Regel nichts von all diesen Prozessen mit, welche überwiegend im Hintergrund ablaufen.

Bildautor: mrigendra chauhan, Bildquelle: Unsplash.com

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